
Gerade einmal eine Woche lag das Fest der Heimsuchung Mariä zurück, und schon traf sich der Regionalkonvent West der St. Johannesbruderschaft ein weiteres Mal. Das hat es vorher noch nicht gegeben; der Abstand zwischen zwei Regionalkonventen liegt ja sonst bei einem Monat. Auch wenn sich die Zahl der Geschwister in engeren Grenzen hielt, tat dies dem Konvent geistlich gesehen keinen Abbruch. Neben der gewohnten Feier der Non, der Vesper und der Komplet gab es dieses Mal anstelle eines Vortrages einen praktischen Schwerpunkt:
Was macht eigentlich ein Messdiener während der Messfeier?
Welche Dienste übernimmt er und wie bewegt er sich? Sein Handeln ist zwar vertrauter Bestandteil des liturgischen Geschehens am Altar, also an äußerst prominenter Stelle. Doch irgendwie sind die genauen Abläufe alles andere als vertraut, obwohl doch schon etliche Male gesehen.
Meinem Mitbruder im Noviziat Malte und mir war nun die Möglichkeit geboten, eine Einführung in die „Liturgie des Ministranten“ zu erhalten, quasi als Trockenübung. Der Ministrantendienst wird eines Tages auf uns zukommen – und dann „in echt“; die Vorbereitungen darauf können also gar nicht früh genug beginnen, zumal nach nur einem Durchlauf vieles wieder in Vergessenheit geraten und so die eine oder andere Wiederholung sicher notwendig sein wird.
Bevor es jedoch richtig los geht, gibt es noch eine Sache zu beachten: Die Kleidung, ein schwarzer Talar, die Verhüllung für den Dienst am Altar, die nicht nur nach außen, sondern auch nach innen wirkt, sie bereitet den Weg… wenn auch die schier endlose Anzahl an Knöpfen und deren rechte Hand-Habung ein durchaus ernstzunehmender Bestandteil der liturgischen Übung gewesen ist…
Die Übung simulierte die Abläufe in einem Pontifikalamt. Br. Pirminius simulierte den Bischof. Den beiden Ministranten waren je besondere Aufgaben zugeteilt, grob gesagt: Der Eine war für den Weihrauch zuständig, während der Andere mit der Sorge um das Evangeliar betraut war. Hört sich einfacher an, als es ist. Es gibt nämlich eine Vielzahl von vermeintlich kleinen und „unbedeutenden“ Gesten, die beachtet werden müssen und – denn man ist ja zu zweit – auch möglichst synchron erfolgen sollten, wie z. B. die Verneigungen oder das Anheben der Kasel bei der Elevation und ja, auch die Haltung der Füße beim Knien auf den Altarstufen.
Eine besondere Herausforderung, quasi eine eigene Kunst, ist die Art der Inzensierung, nicht nur des Altars, sondern auch diejenige, die sich die Ministranten gegenseitig spenden und der Inzens der der Gemeinde gilt. Richtiges Halten des Weihrauchfasses, richtige Anzahl der Inzensierungen (im Jargon gesprochen: wie oft es „klack“ macht), je nach dem, wer oder was inzensiert wird… und natürlich: die Verneigungen.
Richtig herum drehen, nicht zu schnell und nicht zu langsam gehen. Wie in einem Uhrwerk, in dem jedes Teilchen seine festen Aufgaben mit wiederkehrenden Abläufen hat; kleine und große Zahnräder greifen ineinander und ermöglichen bei guter Justierung einen nahezu reibungslosen Ablauf. Dabei sind nicht nur die Altardienste, sondern alle gemeint, die sich im Kirchenschiff befinden, und gemeinsam in dieselbe Richtung steuern, deren Ziel der Berg Zion ist. Dieses Ziel kann einen auch darüber hinwegsehen lassen, dass trotz fehlender Schwergewichte und kurzer Laufstrecken, nach Abschluss der Übung allen Beteiligten ein wenig die Puste ausgegangen war.