
Alle Feste der Kirche haben Farben. Manche jubilieren mit Christus in gold und weiß, während andere in violett fasten. Mit Feuersglut oder Blutesflut brennt rot der heilige Geist vom Himmel herab. Schwarz trauert, vor Freude tanzen wir in rosa und grün kündet uns von der Ebenen Mühe. Zuletzt schmücken die Feste der Gottesmutter Maria blaue und weiße Stoffe. Immerzu werden die Kleider aufgetragen, deren Farben zum Tag und seinem Anlass passen. Maria Schnee und die Verklärung unseres Herrn Jesu Christi strahlten regelrecht im sommerlichen Bad Godesberg beide weithin zu sehen im vollen Sonnenlicht der Augustsonne.
Dieser eine Regionalkonvent bot viele Gründe zur Freude. Der erste war, dass wir einander wieder sahen. Und diesmal sogar in großer Runde, denn Bruder Dominik und Vater +Martin waren in aller Frühe aus Berlin angereist, um mit uns Eucharistie zu feiern. So ist der Tag für uns natürlich noch viel intensiver zu erleben, als ihn nur durch unser treues Stundengebet zu begehen. Dass die beiden diese Kraftanstrengung so oft auf sich nehmen und der Herr ihnen so viel frohen Mut schenkt, ist für uns wirklich ein unbeschreibliches Glück.
Der zweite Grund war ein kleines Jubiläum. Denn im August 2014 begannen die monatlichen Treffen der Geschwister hier im Westen und begründeten eine ganz neue Ebene unserer Gemeinschaft. Ich kann heute kaum mehr glauben, dass es zu Zeiten meines Noviziates noch völlig üblich war, dass wir uns nur zwei Mal im Jahr bei den Gesamtkonventen sahen, miteinander lachten, beteten und Eucharistie feierten. Für unsere Novizen heute bin ich froh, dass für sie selbstverständlich ist, wovon wir vor so wenigen Jahren nur träumen konnten. Vielleicht darf ich an dieser Stelle sowohl in Via und der Johanneskirchengemeinde danken: namentlich will ich aber Pfarrer Gruzlak nennen, der uns damals begeistert zu sich lud und uns bis heute liebevoll zugetan ist, dass auch das ein erneuter Grund zur Dankbarkeit ist.
Der Konvent begann ganz gewöhnlich mit dem Gesang der Non. Für mich ist sie das nachdenklichste Stundengebet. Denn die Non reflektiert immer auch die Sterbestunde unseres Herrn, der an einem Freitag zur neunten Stunde am Kreuz verschied, um den Tod mit dessen eigenen Waffen zu schlagen.
Wenn ich dann im Kreise der Geschwister sitze und die Augen von meinem Buch aufhebe und zum Altar blicke, auf dem nur die beiden Opferlichte vor den Ikonen leuchten, erscheint er mir fast so, als würde der Altar sich noch einmal ausruhen, um sich auf die Wiederkunft des Herrn im Altarssakrament vorzubereiten. Die Tradition sieht im Altar den Thron Christi. Daran denke ich oft, wenn ich vor ihm sitze und die Sprache der Psalmen atme.
Das Pontifikalamt — wie man die feierliche Eucharistiefeier nennt, wenn Ihr ein Bischof vorsteht — ist eine besonders reiche Form der Messfeier. Mit Vater +Martin als einem der Auxiliarbischöfe der Hochkirchlichen St.-Johannes-Bruderschaft ist es uns möglich und auch aufgetragen, dem Rang des Anlasses auch eine besonders würdige Feier entsprechen zu lassen.
Das Pontifikalamt, das wir feierten, zeichnete sich etwa dadurch aus, dass dem Vater seine Messgewandung am Faldistorium, seinem Sitz, angezogen wurde. Von den einzelnen Stücken der bischöflichen Gewandung, die reicher als die priesterliche ist, möchte ich heute einmal unser Augenmerk auf die Handschuhe lenken.
Handschuhe bieten Schutz. Ärzte tragen sie, um den Patienten vor Keimen zu schützen. Reinigungskräfte, Bäcker, Köche tragen sie aus ähnlichen Gründen der Hygiene oder weil sie mit reizenden Stoffen umgehen müssen. Im Winter trägt man sie zum Schutz vor Kälte. Welche Bedeutung aber haben sie als Kleidungsstück für den Bischof?
Sicher ist es in großen Kirchen oft kühl und im Winter kann es eiseskalt sein. Aber das ist nicht ihre erste Verwendung, wenn auch vielleicht dort ihr Ursprung liegen mag. Heute dienen die Handschuhe vor allem dem Kirchenvolk, veranschaulichen sie ihm doch das Geheimnis der Inkarnation — dass Jesus Christus wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch war. Unter der menschlichen Hülle war das göttliche Wesen verborgen, wie die Hände des Bischofs vice versa verborgen sind unter dem fein bestickten Stoff.
Liturgische Kleidung dient niemals dem Träger sondern immer vor allem dem betrachtenden Gegenüber. Das widerspricht natürlich jedem Vorwurf des Ästhetizismus. Ein Mitbruder sprach einmal davon, dass, wer sich in Messgewänder kleidet, in Bibelverse hineinschlüpft. In gewisser Weise muss man da einmal um die Ecke denken. Mir tritt die Bedeutung der Gewandung vor allem in den Gebeten vor Augen, die man während der Bekleidung spricht. Für die Handschuhe des Bischofs kann man einen zentralen Gedanken festhalten: sie symbolisieren die Reinheit. Reinheit im Tun, Reinheit der Gedanken, Reinheit des absichtsvollen Herzens:
„Hülle meine Hände, o Herr, in die Reinheit eines neugeborenen Menschen, dessen Seele Du soeben vom Himmel herabgesendet hast…“ Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder… Meine Augen erblicken in der heiligen Liturgie äußerlich bereits, was der Glaube kindlich-inniglich sich erhofft. Die Freude kleiner Kinder strahlt darum zuversichtlich aus den Augen dessen, der vertraut.