
Das Heil in der Zeit: Gott loben und dankbar sein
Wenn wir zu unseren Konventen als Geschwister und Gäste einmal im Monat zusammen kommen, bilden wir als Gemeinschaft im Kleinen ab, was die Kirche im Großen zu allen Zeiten und an allen Orten in Treue hält und pflegt: den Dienst vor Gott in Opfer, Lob und Dank. Es ist für uns ein großes Geschenk, dies miteinander und an einem Ort in unserer Gemeinschaft als Brüder und Schwestern tun zu können.
Der Rhythmus des Stundengebets prägt unsere Konvente, die wir am frühen Nachmittag mit dem Gotteslob der Non beginnen, in der Vesper wieder aufnehmen und in der Komplet verklingen lassen. Dazwischen gibt es Zeiten mit Begegnung und Austausch, Lehren und Lernen und außerdem gemeinsame Mahlzeiten: diese halten bekanntlich Leib und Seele zusammen.
Liturgie und Stundengebet eröffnen einen Raum für das tiefere Verstehen und Deuten unserer persönlichen Lebenswirklichkeit in dieser Welt im Lichte der ewigen Perspektive des Dreifaltigen Gottes. Das Verstehen ist dabei nur eine (und sicher nicht die wichtigste) Ebene: Im Hören, Erleben und Erfahren treten wir vielmehr ein in die Realität Gottes, in den Raum Seiner Gegenwart, der immer „da“ ist, der aber von uns in unserer alltäglichen Geschäftigkeit mit ihren Sorgen oft kaum wahrgenommen wird.
Dieser Raum, in den wir miteinander hörend, betend, singend eintreten, ist kein eindimensionaler Raum. Die Heilswirklichkeit Gottes, wie sie sich etwa im Kirchenjahr mit seinen Christus-, Marien- und Heiligenfesten vermittelt, kennt eben nicht nur ein „Thema“. Vielmehr schöpft die Kirche hier aus der Fülle des neuen Lebens und vergegenwärtigt leibhaft und konkret das Heil, das mit Jesus Christus in der Kirche für diese Welt angebrochen ist.
Die Erfahrung dieser „Mehrdimensionalität“ der Gotteswirklichkeit in der Welt – in der Kirche und in ihren Heiligen – wurde beim letzten Regionalkonvent im Oktober 2017, der auf den Festtag des Heiligen Rosenkranzes fiel, besonders deutlich. Am Ende der Vesper erklangen nach alter kirchlicher Ordnung gleich drei Orationen, mit denen die betende Kirche in Lob, Dank und Bitte vor Gott steht.
Zum Fest des Allerheilgsten Rosenkranzes Mariens:
„Herr Gott, Dein Einziggeborener hat durch Sein Leben, Tod und Auferstehung den Schatz des ewigen Heils bereitet; gewähre uns, so bitten wir, diese Geheimnisse durch den Allerheilgsten Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria allezeit zu erforschen und so nachzuahmen, was sie enthalten, wie zu erlangen, was sie verheißen. Durch denselben unsern Herrn Jesus Christus …“
Als Kommemoration zum Fest der heiligen Witwe Birgitta:
„Erhöre uns Gott, unser Heiland; wie wir uns des Festes der seligen Birgitta erfreuen, so mögen wir in frommer Hingabe gebildet werden. Durch unsern Herrn Jesus Christus …“
Und als Vesper am Vorabend zum XVIII. Sonntag nach Pfingsten:
„Deines Erbarmens Wirken, o Herr, wolle unsere Herzen aufrichten, denn ohne Dich können wir Dir nicht gefallen. Durch unseren Herrn Jesus Christus, Deinen Sohn, der mit Dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Beispielhaft vermögen diese drei Orationen zu verdeutlichen, wie in der Feier des Gotteslobes in Liturgie und Stundengebet das Leben der Kirche von Gott her geprägt, gegliedert und durchdrungen wird. Denn es gilt:
„SIEHE, JETZT ist die Zeit der Gnade, SIEHE, JETZT ist der Tag des Heils!“ (2Kor 6,2)
Die Zeit, in der wir vor Gott stehen, Ihn hören, singen, beten ist in besonderer Weise „geheiligte“ Zeit: Wir erleben Heil, erfahren das Heil in der Zeit. Dafür immer wieder Dank zu sagen ist Erbe, Verpflichtung und Herzenswunsch wohl eines jeden unserer Brüder, einer jeder unserer Schwestern. Gerne sagen wir Gott dafür Lob und Dank und freuen uns, wenn wir gemeinsam vor Ihm stehen und Ihm dienen dürfen: Er hat uns das Leben gebracht!
„Des wir sollen fröhlich sein, Gott loben und dankbar sein, und singen: Halleluja. Halleluja.“ (EG 101)